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„Die Chefin muss immer Bescheid wissen!“ Inge Gehlert, DEF-Landesvorsitzende Bayern, sprach zum Equal Pay Day mit zwei Unternehmerinnen

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„Wir sind die älteste Bäckerei in Rothenburg, seit 1788 in Familienbesitz. Und mit meiner Tochter ist die siebte Generation im Betrieb!“ Anni Hachtel ist stolz auf das Geschaffene. Jahrgang 1942, heiratete sie 1966 Bäckermeister Fritz Hachtel. Ihren Mann lernte sie im Gasthof Rappen kennen, wo sie arbeitete. Auf ihre neue Aufgabe in der Bäckerei bereitete sie sich durch Kurse im Verpacken und Verkaufen vor und volontierte danach in einer anderen Bäckerei. Die Bäckerei Hachtel war im Krieg total zerstört worden, die Schwieger­eltern und ihr Mann fingen mit nichts wieder an. Sie beide zusammen bauten das Geschäft auf. Sie wurden nicht geschluckt oder von Bäckerei-Ketten kaputt­gemacht. Man entschied sich bewusst, keine größere Bäckerei mit mehreren Geschäften zu werden. Es ist ein Geschäft mit sechs Angestellten. Er arbeitete in der Backstube, sie im Verkauf. „Das muss Hand in Hand gehen. Wenn er in der Backstube nichts schafft, kann ich vorne nichts verkaufen!“   

Margit Niedermaier, Jahrgang 1967, hat mit ihrem Mann gemeinsam einen Betrieb für Haustechnik mit inzwischen 30 Angestellten aufgebaut. Ursprünglich arbeitete sie als Übersetzerin und hatte nicht vorge­habt, bei ihrem Mann einzusteigen. Der Wiederein­stieg in den früheren Beruf war aber durch die Betreuungssituation in Hohenpolding bei Freising unmöglich. Kinderbetreuung gab es erst ab 4 Jahren, und das Ehepaar hat zwei Kinder. Auch sie arbeitete nicht einfach nur mit, sondern bildete sich zur kaufmännischen Fachwirtin und Betriebswirtin (HWK) aus und übernahm die kaufmännische Leitung der Firma.

Beide Frauen fanden es sehr wichtig, sich durch Kurse und Fortbildungen eine gute Grundlage für ihre Arbeit zu verschaffen und auch immer dazuzulernen. „Wenn einer der Angestellten kommt: ‚Sie, ich hätt‘ da mal a Frage…‘, dann muss man antworten können. Die Chefin muss immer Bescheid wissen!“ Wichtig ist auch die eigenständige Absicherung. Auch Anni Hachtel war nicht nur mithelfende Familien­angehörige, sondern sie war als Angestellte kranken- und rentenversichert und hatte sich auch nicht in der Phase der Familiengründung wie oft angeboten die Rentenansprüche auszahlen lassen. „Es hat sich gelohnt!“ schaut sie zurück. Auch Margit Niedermaier ist in der Firma angestellt. Während das jüngere Paar bewusst überlegte, wie man im Fall einer Trennung beide absichern könnte, ohne den Fortbestand des Betriebs zu gefährden, war der Gedanke an eine Trennung beim älteren Paar undenkbar. „Früher gab’s das nicht. Man überlegt sich das, und dann bleibt man auch dabei!“

Während Anni Hachtel für das Ehrenamt keine Zeit fand und später für die Verbandsarbeit schon zu alt war, engagierte sich Margit Niedermaier sehr intensiv. Nicht nur war sie Gemeinderätin, sondern sie war lange Jahre bei den Unternehmerfrauen im Hand­werk aktiv, dort auch die Landesvorsitzende. Fort­bildung findet sie für alle Frauen sehr wichtig und würde es auch als Rat für jüngere Frauen weiter­geben. Es sei herausfordernd, 24 Stunden lang immer zusammen zu sein, und für die Arbeit miteinander sei unbedingtes Vertrauen nötig. Aber gerade die Heraus­forderung, das gemeinsame Arbeiten, die Firma zu halten und zu entwickeln, das erfüllt doch mit Freude und Stolz. Und: Man hat sich immer was zu erzählen! Sich Anschweigen gibt es bei Ehepaaren nicht, die gemeinsam arbeiten.

Beide Betriebe können an die nächste Generation übergeben werden und der Wechsel ist wieder eine Herausforderung. Bald nach dem Tod ihres Mannes übergab Anni Hachtel ihrer Tochter Martina Hachtel-Schuster den Betrieb, die selbst Bäckermeisterin ist. Bei Niedermaiers hat der Sohn den Meister gemacht und arbeitet als Angestellter im Betrieb mit. Der Wechsel ist angedacht, wenn sein Vater 60 wird.

„Was ist wichtig?“ wollte Inge Gehlert von den beiden Unternehmerinnen noch wissen. Margit Niedermaier empfiehlt Netzwerke, gerade auch als Frau in der Firma. Und eine klare Abgrenzung der Bereiche und Vertrauen zueinander, denn „Allein kommen wir nicht weiter! Das ist überlebenswichtig!“ Und Frau Hachtel meinte, wichtig sei die Zufriedenheit. Das heißt auch, nicht immer nach anderen schauen, sondern tüchtig sein und dabeibleiben. Beide finden, gemeinsam mit ihrem Mann etwas aufgebaut und geschaffen zu haben, das sei schön!

Bettina Marquis

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Inge Gehlert
Anni Hachtel
Margit Nietermeier