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SPRUCH des Monats Mai

|   Besinnung

„Dient einander, jede und jeder mit der Gabe, die sie und er erhalten haben. So erweist ihr euch als gute Verwalter und Verwalterinnen der vielfältigen Gnade Gottes.“

 

1. Petrus 4, 10

Strahlend blauer Himmel, kein Kondensstreifen, Vogelgezwitscher, viele Menschen – Groß und Klein - unterwegs in der Natur, zu Fuß, per Fahrrad. Idylle pur? - Was nach außen so beschaulich erscheint, ist nur die eine Seite der aktuellen Situation, die uns alle seit Wochen herausfordert. Dahinter verbergen sich Sorgen, Ängste, finanzielle Nöte, Überforderung, häusliche Gewalt und Vieles mehr. Dabei geht es oft zu Lasten der Frauen. Sie sind am stärksten betroffen vom Homeoffice mit zusätzlichen Betreuungsaufgaben. Sie setzen sich als Pflegekräfte vermehrt einem Ansteckungsrisiko aus. Sie nähen Masken als Mundschutz für sich und andere.

Immer wieder fragen wir: „Wie soll das weitergehen? Wie lange müssen wir noch auf soziale Kontakte und Vertrautes verzichten?“ Auf Gottesdienste in Kirchen und auf Begegnung in christlicher Gemeinschaft haben wir nun schon über 5 Wochen verzichtet. Das tut weh. Daneben sind aber viele neue Angebote entstanden, von Gottes Treue und Liebe zu erfahren. Digitale Andachten, Balkongottesdienste, Trostsprüche „to go“ auf der Wäscheleine, Telefon- und Chatseelsorge oder ein Ständchen vor dem Pflegeheim ermutigen und stärken auch ohne Berührung. Die innere Berührung liegt in der Nähe Gottes, der die Menschen nah und fern in Glaube und Zuversicht verbindet und stärken will.

Der Petrusbrief ermutigt Christen und Christinnen: Mit euren je eigenen Gaben könnt ihr die Gnade Gottes weitergeben. Mit eurem Tun und Handeln zeigt ihr, dass Gott sich den Menschen liebevoll und ohne jede Vorbedingung zuwendet.

Dass Gott selbst mitgeht bis in die tiefsten Tiefen menschlichen Leids, bis in den Tod, haben Priester in Italien gezeigt. Ich denke an einen Arzt, der bekennt: „Meine Kollegen und ich waren Atheisten. Die Wissenschaft schloss für mich die Existenz Gottes aus. Aber dieser Priester, selbst krank, der aus der Bibel vorgelesen hat und den Sterbenden die Hand gehalten – jetzt müssen wir erkennen, dass wir Gott brauchen. Wir bitten ihn um Hilfe, uns Kraft zu schenken.“

Die Coronakrise fordert uns heraus – auch weiterhin. Statt ohnmächtig zu resignieren können wir uns einbringen durch unseren Dienst, unsere Gaben, unseren Glauben: mit einem selbstgemalten Bild, im Freiwilligendienst, als Väter zur Entlastung der Frauen, mit einem tröstenden Wort und mit einem Gebet. Ich selbst habe vor vielen Jahren erfahren, welche Kraft ein Gebet haben kann. Ich war in einer verzweifelten Situation um einen lieben Menschen, um den ich mir große Sorgen machte und zu dem ich selbst nicht fahren konnte. Ich war so niedergeschlagen und hilflos. Da sagte eine Frau in gütigem Ton zu mir: „Glauben Sie denn nicht an die Kraft der Fürbitte?“

Diese kleine Frage hat mir Gottes Nähe und seine Macht aufgezeigt. Diese Frau, ich weiß nicht mehr ihren Namen, hat in meinen Erinnerungen einen festen Platz besetzt. Immer wenn ich mich handlungsunfähig fühle, fragt sie mich: „Glaubst du denn nicht an die Kraft der Fürbitte?“ und ermutigt mich zum Gebet.

Lasst uns unsere Gaben nutzen, damit andere spüren: Gott ist da. Er lässt uns nicht im Stich. Der Verzicht auf Nähe schmerzt, aber wir sind nicht allein; denn Gott ist ja bei uns – zuhause.

Hella Mahler, 2. Vorsitzende

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wanderndes Ehepaar
Quelle: Ute Gräske / pixelio.de