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SPRUCH des Monats Mai

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Psalm 23

 

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, so fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesichte meiner Feinde,
du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. 

Wir sehnen uns nach einem Gott, der gut ist, der uns sieht und der uns behütet und beschützt. Wir leben in einer Welt, in der nicht nur Gutes sondern auch viel Schreckliches und Grauenvolles, viel Qual und Leid geschieht. Menschen werden von zahlreichen Leiden gequält. Und das ohne Ansehen der Person. Schmerz, Verlust und Leid trifft den, der anderen Böses zufügt genauso wie den Unschuldigen. Selbst Neugeborene, die keine Sünden auf sich geladen haben können, werden von Krankheiten und Qualen heimgesucht. Andererseits geschieht grausamen und furchtbaren Menschen oft gar nichts, sondern sie verbringen ein Leben in Genuß und Freuden und haben gar auch noch einen leichten Tod. 

Immer wieder fragen sich Menschen, ist Gott blind, gefühllos oder einfach ohnmächtig. Wenn er der gute Hirte ist, warum, handelt er dann nicht. Wir wären hier schon bei der Theodizee-Frage, wie sie sich schon Leibniz stellte, angelangt. Leibniz findet als Antwort auf dieses Dilemma das Postulat: Wir leben in der besten aller möglichen Welten. Seine kühne Behauptung entwickelte der Universalgelehrte in einer Auseinandersetzung mit dem französischen Denker Pierre Bayle. Dieser lebte in den Niederlanden, weil er als Hugenotte in seiner Heimat verfolgt wurde. Bayle meinte, es gebe keinen guten Grund für die Annahme, dass die Welt das Werk eines gütigen Schöpfers ist. Doch noch schärfer fällt die Kritik Voltaires mit seiner Replik: Candide oder der Optimismus aus: Wegen seiner Zuneigung zur Haustochter Kunigunde wird der treuherzige Candide verjagt, von einem Land ins nächste verschlagen, erlebt Sturm, Schiffbruch und Erdbeben, fällt in die Hände von Piraten, wird verprügelt, trifft auf Gier, Grausamkeit, Feigheit und Undank. Leibniz widerspricht dieser Tatsache von den Übeln in der Welt nicht, sondern er sagt nur; wir leben in der besten aller möglichen Welten. Auf Deutsch heißt dies, alle anderen möglichen Welten wären noch schrecklicher. Er befindet sich hier philosophisch durchaus im Einklang mit den Kernthesen heutigen Astrophysiker, die behaupten, unser Anfang der Welt wäre sehr sehr fein justiert, der „Urknall“ sei genau richtig, nicht zu heiß, nicht zu schnell, … abgelaufen, so dass wunderbarerweise Bedingungen geschaffen wurden, bei denen sich mittendrin dieser blaue Planet bilden konnte. Diese Welt ist dennoch alles andere als perfekt. Den Menschen tun sich untereinander Grauenvolles an und auch ohne menschliches Zutun ist die Natur oft unerbittlich, Erdbeben, Vulkanismus usw. vernichten Menschen und ihr Obdach. Der kath. Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer setzt sich in seinem Buch: „Gott ist nicht nett“ mit all denjenigen auseinander, die zu sehr die Seite des „guten Gottes“ betonen. Er sieht die Alltagswirklichkeit und setzt sich mit der Diskrepanz zwischen einen mitleidenden, liebenden Gott und den zu ertragenen Übel dieser Welt auseinander. Auch er tut sich schwer, eine nachvollziehbare Antwort zu finden. Alte theologische Einlassungen, das Übel besteht, weil die Sünde in der Welt ist und dann durch Jesus Christus gesühnt wurde, in dem er am Kreuz gestorben und damit als Unschuldiger für uns gestorben ist, überzeugt kaum. Man versucht es oft anders, in dem gesagt wird, Jesus hat am Kreuz gelitten in Solidarität mit den Leidenden dieser Welt. Er ist sozusagen, an unserer Seite, wir sind nicht allein. Das mag für manche Menschen als tröstlich empfunden werden. In seiner Richtigkeit ist dieser Glaubensansatz allerdings sehr fragil. Der kath. Theologe Karl Rahner hat dieser Theorie entgegen gehalten: „Was nützt es mir, wenn es Gott genauso dreckig geht wie mir?“

Meist wird spätestens an diesem Zeitpunkt auf den „Freien Willen des Menschen“ übergelenkt. Gott hat dem Menschen einen freien Willen gegeben, und dieses Gut steht über allem. Der freie Wille gilt für Gott, selbst dann, wenn der Mensch dadurch schlechte Entscheidungen trifft. Gott wird nicht eingreifen, selbst wenn die Auswirkungen katastrophal sind. Nach den Schrecken des „Tausendjährigen Reiches“ macht Dorothee Sölle ein Ende mit der Vorstellung eines paternalistischen Gott, der beschützt und zum Guten agiert, stattdessen müssen wir selbst uns für das Gute einsetzen, Ungerechtigkeiten und Ungleichheit beseitigen. Gottes Hände sind unsere Hände. 

Der oben angeführte Psalm 23 wird als Verfasser David zugeschrieben; er soll sich in Bedrängnis mit König Saul befunden haben. Damit ist der Psalm gut 3000 Jahre alt. Die Bibel – das Buch der Bücher -umreißt einen Zeitraum von den Anfängen mit Genesis von ungefähr 3000 Jahren bis zur Offenbarung des Johannes ca. vor 1900 Jahren. (Nebenbei bemerkt diente die Offenbarung für unterdrückte Christen als eine Trost- und Hoffnungsschrift während der Verfolgung im Römischen Reich). Die Bibel ist also von vielen unterschiedlichen Menschen jeweils aus ihrer Zeit und ihrer Erfahrung zusammengetragen worden. Auch vorher und nachher haben Menschen Erfahrungen mit Gott gemacht. Fehlbare Menschen, deren Erkenntnisse wiederum der Fehlbarkeit unterliegen. Die Geschichte Gottes begann vor den ersten Chronisten der Bibel und sie geht weiter. 

Unterschiedliche Auslegungen wurden und werden gemacht. So sind wir nach Luther gerechtfertigt durch den Büßergang Christi. Durch Christi Blut sind wir erlöst. Auch dieser Gedanke ist in Zusammenhang mit den Leben von vor 500 Jahren zu verstehen. Dietrich Bonhoeffer erweitert den Gesichtspunkt, in dem er schreibt: Nur der Leidende weiß etwas vom Kreuz Christi. Das Leben ist voller Brüche und Unzulänglichkeiten und damit auf dem Weg zu Gottes Ewigkeit. 

Wir müssen erkennen, dass es Fragen gibt, auf die die Bibel nur unzureichend Antworten geben kann. Fragen, mit denen die Autoren der Bibel wahrscheinlich auch selber allein geblieben sind. Fragen deren Antwort, ob ihrer Größe für uns immer ein Geheimnis bleiben wird. Der Mensch wird dennoch immer wieder versuchen plausible Antworten zu finden. Bestenfalls werden wir Annäherung erreichen, aber es werden Schemen bleiben, ähnlich dem Höhlengleichnis von Platon. 

Der wirkliche Inhalt des Wortes Gott bleibt ein unsagbares Geheimnis, das den Menschen immer überfordern wird. Innerhalb eines Lebens durchschreiten wir Höhen und Abgründe, das göttliche Mysterium kann in dieser menschlichen Erfahrung allenfalls erahnt werden. Die Pastorin Susanne Dautel sprach in ihrer Predigt oftmals davon, dass wir uns Gott groß denken müssen, noch größer als alle Vorstellungskraft. Die göttliche Wirkkraft erscheint uns oft in unserer Alltagswelt als nicht anwesend, dennoch sie ist immer da und allumfassender als alle menschliche Vorstellung.  

Angela Sophie Brandt, Ortsverband Hannover 

Quelle: pixabay.com
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