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SPRUCH des Monats Dezember

|   Besinnung

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden

Bei den Menschen seines Wohlgefallens …“

 

Irgendwo in den höheren Sphären singen es die himmlischen Heerscharen, die Engel, die den armseligen Stall umschweben, wo das Jesuskind geboren ist. Einmal im Jahr reißt gleichsam die Wolkendecke über uns auf und er klingt zu uns herunter, der himmlische Lobgesang.

„Friede auf Erden“ tönt es auf uns herab. Frieden, uns Menschen von Gott zugedacht und uns immer wieder von neuem zugesprochen, alle Jahre wieder.

Nur, uns Menschen scheint die Botschaft nicht zu erreichen! Immer wieder flammt Krieg auf unter uns auf Erden. Im Kleinen, wo wir uns aus Neid und Missgunst bekämpfen; sowie im Großen, wo Machtmenschen sich das Recht nehmen, ihre Kritiker zu liquidieren, völkerrechtswidrig Nachbarn zu überfallen und wehrlose Zivilisten zu töten. Und dabei nimmt die Brutalität, in der es geschieht, Ausmaße an, dass man die Bilder des Gemetzels nicht öffentlich zu zeigen wagt.

„Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens“. Kann man das denn glauben, dass Gott an uns Menschen Wohlgefallen hat?! Wie sollte Gott uns mögen, wo wir uns selbst offenbar nicht leiden können. Es sieht so aus, als fiele uns gerade alles auseinander, als sei uns die Kraft, die uns miteinander verbindet, ausgegangen. Jeder, jede eine Insel für sich in einem wilden, stürmischen Meer. Wer hört da die Hilferufe der einzelnen, und woher kann Rettung kommen?

Einmal im Jahr reißt gleichsam die Wolkendecke über uns auf, und ein heller Lichtstrahl fällt von oben auf den armseligen Stall in Bethlehem, wo das Jesuskind geboren wird. Genau da lenkt Gott den Blick auf unser kleines Menschenleben, zu sehen in Maria und Joseph, die in ihrer Liebe und Treue, dazu in ihrem Glauben schwer geprüft werden, als Gott ihnen dieses Kind in den Schoß legt. Weit weg scheint Gott zu sein, unbegreiflich, hoch über den Wolken. Wir sehen, wie sie die Geborgenheit und den Schutz ihres Zuhauses verlassen müssen, weil die Weltpolitik es so will. Weit weg von ihrem Leben auch der Kaiser in Rom. Wir folgen Maria und Joseph auf der Suche nach einer menschenwürdigen Bleibe, wo das Kind zur Weltkommen kann und erleben, dass es „keinen Raum in den Herbergen“ gibt. In all dem erkennen wir uns wieder. Das ist unser Leben. Wie Maria und Joseph haben auch wir unsere eigenen Lebenspläne und Vorstellungen. Und müssen sie über den Haufen werfen, weil es anders kommt.   

In dem Kind, das im Stall von Bethlehem geboren wird, kommt Gott in unsere Welt und will Mensch unter uns sein in Jesus. Auf ihm liegt Gottes Segen. Er wird unser Rettungsanker sein in dem Meer, in dem wir treiben, und in ihm werden wir dem Frieden begegnen, nach dem sich die Welt sehnt. Auf seinen Spuren können wir zueinander finden, was immer uns trennt, weil er uns im anderen den Menschen sehen lehrt und nicht den Feind, nicht die Konkurrentin, nicht die Fremde, für die bei uns kein Platz ist.

Da, in dem armseligen Stall begreifen wir, dass Gott uns Menschen wirklich liebt und unser Menschenlos teilt, damit wir es begreifen. Wie ein guter Vater, wie eine liebende Mutter, wie ein treuer Freund, ist er an unserer Seite und wird an unsere Seite bleiben, was immer kommen mag. Shalom! Friede sei mit uns, den Menschen seines Wohlgefallens!

 

Ulrike Börsch

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Weihnachtskrippe in Rothenburg, Foto DEF